Bundeskanzler Kurt Georg Kiesinger
Kiesinger - Licht und Schatten
Kurt Georg Kiesinger, einstiger Bundeskanzler, wurde am 06. April 1904 in Albstadt-Ebingen als Sohn von Christian und Domenika Kiesinger geboren.
ER bezeichnete sich im späteren Leben gerne als "evangelischen Katholiken", was damit zusammenhängt, dass sein Vater evangelisch war, er jedoch aufgrund seiner Mutter, die ein halbes Jahr nach seiner Geburt starb, katholisch getauft wurde und infolge dessen von beiden Konfessionen beeinflusst wurde.
Kiesinger beschäftigte sich während des katholischen Lehrerseminars kurz mit der Lyrik und edierte den Gedichtband "Wallfahrt zu Gott".
Im Jahre 1925 nahm er das Studium der Geschichte und Philosophie an der Eberhard-Karls-Universität in Tübingen auf und war dort Mitglied der Studentenverbindung K.St.V. Allamania (KV). Im Jahre 1926 wechselte er jedoch zur Uni in Berlin, wo er Rechts- uns Staatswissenschaften studierte. Auch hier trat Kiesinger einer Studentenverbindung, der K.St.V. Askania-Burgundia (KV), bei. Nach dem Abschluss des Studium 1931 und nach der Doktorarbeit, war Kiesinger in Berlin als Rechtsanwalt tätig.
1933 - das Jahr der NSDAP
Kiesinger trat 1933 der NSDAP bei, wobei ihm die Gefährlichkeit dieser Partei wahrscheinlich erst nach den politischen Morden innerhalb des Röhm-Putsches 1934 bewusst wurde. Das war wohl auch der Grund, warum er nicht in den Nationalsozialistischen Rechtswahrerbund, eine Berufsorganisation der Juristen im Dritten Reich, eintrat. Auch hielt er sich aus Staatsdiensten fern, obwohl er 1934 sein Assessorexamen abgeschlossen hatte. ER bevorzugte die Arbeit als Rechtsanwalt und Repetitor.
1940 entschied er eine Stelle im Reichsaußenministerium anzunehmen, um dem Dienst an der Waffe zu entgehen. Als stellvertretender Leiter der "Rundfunkpolitischen Abteilung war es hier seine Aufgabe, den ausländischen Rundfunk zu überwachen und zu beeinflussen. Kurt Georg Kiesinger war bis 1945 Mitglied der NSDAP.
Kiesinger wurde in den nächsten Jahren, und die Kritik hält bis heute an, kritisiert, der Machtergreifung der Nationalsozialisten zugestimmt zu haben und diese durch seine Karriere im Staatsapparat unterstützt zu haben.
"Rechtfertigung" Kiesingers war, dass er die Ziele der NSDAP wie das Ende wirtschaftlicher Not nicht als verwerflich angesehen habe und dass er den Judenhass nicht geteilt habe. Ein Protokoll des Reichssicherheitshauptamtes der SS, das 1966 auftauchte, spiegelte ach wider, dass Kiesinger Aktionen gegen Juden, während seiner Tätigkeit im Reichsaußenministerium, gehemmt und verhindert hatte.
Kiesinger musste die Jahre 1945 und 1946 in Haft verbringen, da er mit einem Mitarbeiter des Sicherheitsdienst Reichsführer-SS verwechselt wurde.
1948 wurde er durch ein Schwurkammergericht aller Anschuldigungen bezüglich seiner NSDAP-Vergangenheit entlastet. Nach dem "Freispruch" nahm er eine Tätigkeit als Rechtsanwalt auf.
Ab 1949 kam seine politische Karriere ins Rollen. Kiesinger war von 1949-1959 und von 1969-1980 Mitglied des Deutschen Bundestags. In seinem Wahlkreis während der ersten Legislaturperioden erzielte er Rekordergebnisse von über 70%. Von 1954-1959 war er Vorsitzender des Bundestagsausschusses für auswärtige Angelegenheiten.
Kiesinger zeichnete sich vor allem durch seine hohe Wortgewandtheit aus, was ihm schnell den Spitznamen "Häuptling Silberzunge" einbrachte. Er war einer der Unterstützer Adenauers und nahm so an vielen Redeschlachten um die Außenpolitik Adenauers teil.
Die hitzigen Diskussionen mit Fritz Erler, der Kiesinger in Sachen Redegewandtheit in nicht nachstand, blieben jedem gut in Erinnerung und gingen in die Parlamentsgeschichte ein. Dass ihn Adenauer dennoch nicht zum Minister ernannte, war ein Grund, warum Kiesinger 1958 nach Stuttgart ging - als Ministerpräsident.
1954-1959 hatte Kiesinger viele verschieden Funktionen inne. Er war z.B. Mitglied des Europaparlaments, aber auch Vorsitzender der EVP-Fraktion und Ministerpräsident von Baden-Württemberg (1958-1966). In die Landesgeschichte ging er ein, als Universitätsgründer und "Stabilisator" Baden-Württembergs.
Bis 1960 war Kiesinger Leiter einer Koalition aus CDU, SPD, FDP/DVP und BHE, von 1960 bis 1966 Leiter einer CDU-FDP-Koalition.
Nach einer Auseinandersetzung und dem Rückzug von vier Ministern der FDP aus der Regierung Erhard, wurde die Wahl eines neuen Kanzlerkandidaten beschlossen - Kiesinger setzte sich im dritten Wahlgang durch.
Zusammen mit der SPD bildete er eine große Koalition. Am 1. Dezember 1966 wurde er zum Bundeskanzler der ersten großen Koalition ernannt, gleichwohl ihm Günther Grass in einem offenen Brief in der FAz von einer Kanzlerkandidatur abgeraten hatte. Doch Kiesinger hatte auch viele andere Kritiker. Karl Jasper und seine Frau z.B. emigrierten aus Protest in die Schweiz. 1968 wurde Kiesinger von Beate Klarsfeld, die ihm eine Ohrfeige verpasste bloß gestellt.
Nicht immer lief intern alles reibungslos ab, aber Kiesinger schaffte es trotzdem alle angekündigten und versprochenen Vorhaben (Notstandsgesetze, BAföG...) in seiner Amtszeit umzusetzen.
1969 - Die Enttäuschung
Aufgrund der Wahlergebnisse konnte die SPD zusammen mit der FDP eine Koalition bilden. Jeder Versuch Kiesingers, die FDP von diesem Zusammenschluss abzuhalten schlug fehl, woraufhin er ankündigte, dass die CDU versuche, die FDP aus den Landtagen zu verdrängen. Damit schädigte er sein Ansehen erheblich und die CDU musste 1969 erstmals in die Opposition.
Bis 1971 blieb Kiesinger CDU Bundesvorsitzender. Der Versuch Rainer Barzel zum Kanzler zu wählen, indem man ein Misstrauensvotum gegen Brandt einleitete, hatte keinen Erfolg. Nach der achten Legislaturperiode zog sich Kiesinger aus der Politik zurück und wollte seine Memoiren verfassen, wovon nur der erste Teil, der sich mit der Zeit bis 1958 beschäftigte, fertig wurde.
Kiesinger starb am 9. März 1988 in Tübingen, wo er auch begraben wurde.
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